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Nicht nur sauber, sondern rein
Fotos: EGLV/Ute Jäger, EGLV/Jörg Saborowsk

Nicht nur sauber, sondern rein

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Claudia Schneider

Die Lippe wird seit Jahren renaturiert. Auch die Gewässerqualität steigt dank moderner Kläranlagen stetig. Dafür sorgt die so genannte 4. Reinigungsstufe.

 Neue Auenlandschaften entlang der Lippe dienen nicht nur dem Hochwasserschutz. Die Arten- und Strukturvielfalt steigt mit jeder ökologischen Umgestaltung. Die Wasserqualität könnte allerdings noch besser sein. Was man als Beobachter nicht sieht: Im Wasser schweben auch Spurenelemente wie Pestizide oder Rückstände von Geschirrspülmitteln, Schmerzmitteln und Anti-Baby-Pille. Solche Stoffe halten sich hartnäckig im Abwasser. Deswegen will der Lippeverband in den nächsten Jahren mindestens zehn Kläranlagen in seinem Verbandsgebiet mit einer 4. Reinigungsstufe nachrüsten.

Träge Fische

Was an der Kläranlage ankommt, muss möglichst rückstandslos gereinigt wieder in den Fluss eingeleitet werden. Doch selbst moderne Großkläranlagen können Mikroschadstoffe nicht komplett aus dem Abwasser entfernen. Alle Spurenstoffe, die dort nicht eliminiert werden, gelangen in den Fluss und führen zu unerwünschten Nebenwirkungen bei allen Wasserbewohnern: So werden z.B. Fische durch Antidepressiva träge und die Pille verringert die Fischpopulation.

Was hilft wo?

Die Lippe ist ein 220 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Auf der rund 147 Kilometer langen Strecke zwischen Lippborg und Wesel kümmert sich der Lippeverband um die Gewässerunterhaltung. Mit einem Monitoring an allen Kläranlagenstandorten wurde geprüft, an welchen Anlagen eine sogenannte 4. Reinigungsstufe einen besonders hohen Wirkungsgrad für die Lippe hat. Eines muss man wissen: Die 4. Reinigungsstufe (nach Rechenklärung, Vorklärung und biologischer Reinigung) ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration. Je nach Standort und Notwendigkeit wird eine geeignete Klärtechnik ergänzt.

4. Stufe in Hamm

Schon 2009 hat der Lippeverband eine Ozonierungsanlage in Bad Sassendorf eingeweiht. Die Pilotanlage in Hünxe wurde mit Membranfiltration ausgestattet und in Dülmen setzt man seit 2015 auf Aktivkohle. Auch im Ruhrgebiet wird jetzt nachgerüstet. Das Klärwerk Hamm-West erhält eine Ozonierung als zusätzliche Reinigungsstufe – aktuell läuft die Vorplanung. Ozon schafft es, auch hartnäckige Spurenstoffe wie den Wirkstoff Diclofenac, der in Schmerzmitteln vorkommt, zu entfernen. Es werden nicht alle Kläranlagen in der Lippe-Region nachgerüstet – nur dort, wo die Gewässerqualität es erfordert. Am besten wäre es natürlich, wenn erst gar keine Medikamente, Röntgenkontrastmittel, Pestizide oder andere Stoffe ins Abwasser gelangen würden. Das würde viel Geld sparen und auch Energie. Aber weil sich die Spurenstoffe im Abwasser nicht ganz vermeiden lassen, rüstet der Lippeverband technisch nach.

Info
Emscher Lippe Genossenschaft Verband (EGLV)

www.eglv.de/

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