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Wir sind Rassisten, lasst uns lernen
Weiße Tränen, Kathrin Schrocke

Wir sind Rassisten, lasst uns lernen

Lesedauer: ca. 1 Min. | Text: Laura Tirier

Kathrin Schrocke wirft mit ihrem Roman "Weiße Tränen" einen ungeschönten Blick auf die alltäglichen Facetten des Rassismus in unserer Gesellschaft. In einer Zeit, in der viele Schulen stolz darauf sind, sich als „Schulen ohne Rassismus“ zu bezeichnen, zeigt Schrocke auf, wie tief verwurzelt Vorurteile und Diskriminierung dennoch sind.

Lenni ist 15 und eigentlich ein typischer Jugendlicher, der mit den üblichen Herausforderungen des Lebens kämpft: Liebeskummer, Konflikte mit den Eltern und die Suche nach der eigenen Identität. Aber eins weiß Lenni genau: Er ist kein Rassist. Wie könnte er auch einer sein, wo doch sein bester Freund Serkan Türke ist? Doch Lennis Welt gerät aus den Fugen, als Benjamin, ein neuer Schüler in seine Klasse kommt und den subtilen Rassismus aufdeckt, der hinter scheinbar harmlosen Kommentaren und Blicken verborgen liegt.

Ganz bewusst schreibt Schrocke aus der Perspektive eines weißen Jugendlichen: „Natürlich ist es problematisch, dass ich als weiße Person über Alltagsrassismus schreibe. Es ist nur möglich und vertretbar, weil ich die Täterperspektive beleuchte. Denn wir sind alle Rassisten, das müssen wir akzeptieren. Und wir müssen daraus lernen.“ Lenni wird mit den Privilegien seiner eigenen Position konfrontiert, als Serkan und Benjamin ihm die Realität an der Schule aufzeigen.

Als die Theater-AG das Stück "King Kong" aufführen soll und Serkan, der beste Sänger der Schule, auf eine stereotype Rolle reduziert wird, eskaliert die Situation. Lenni fühlt sich zerrissen zwischen der Loyalität zu seinem Freund und dem Erkennen seiner eigenen Vorurteile. Denn rassistisch ist nicht nur der gewaltbereite Skinhead, der Hakenkreuze auf Häuserwände sprüht und Flüchtlingsheime anzündet. Rassismus versteckt sich überall, auch dort, wo ihn weiße Menschen nicht sehen – oder sehen wollen.

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