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Von Black Metal, Gladiatoren und Apollo 11
Fotos: Marco Stepniak

Von Black Metal, Gladiatoren und Apollo 11

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Helmut Hornig ist Autogrammjäger. Einer mit Klasse – und wer nicht in seinem Adressbuch steht, hat den Olymp des Erfolgs noch nicht erreicht.

Dorsten, die frühen 80iger. Auf Fürst Leopold buckelt man sich nach Schichtende noch liebevoll den Rücken, ehe der gläserne Applaus frischer Pilsken aus den Eckkneipen
tönt. Den Schnaps trinkt man noch aus Kaffeetassen und Fußballmatches werden auf dem Bolzplatz, nicht auf Fernsehern ausgetragen. Auch Helmut Hornig, damals schnittiger
Anfangmittezwanziger, ist ein steter Besucher des hiesigen Bolzplatzes im hanseatischen Lippe-Idyll. Inmitten dieser nostalgischen Utopie erblüht ihm die zarte Knospe einer Passion. Möglicherweise löste das Konglomerat aus Vulkanasche und Schwefeldunst eine chemische Reaktion der Extraklasse aus, vielleicht hatte Helmut auch einfach keinen
Bock „Eagle Empire“ auf dem C64 zu spielen, jedenfalls befindet sich hier der Startpunkt seiner Kult-Karriere.

Kult-Karriere

Helmut ist Autogrammjäger. Einer mit Klasse. Wer an obsessive Tokio-Hotel-Fans denkt, liegt völlig falsch. Helmut führt kultivierte Konversation, er schreibt Briefe. Seinerzeit
bedurfte es journalistischer Expertise und einem Händchen für Quellenrecherche: „Internet gab es nicht, Datenschutz allerdings auch nicht. So habe ich meine Stunden
in Bibliotheken verbracht und in den Biographien Prominenter nach deren Adressen gesucht“, erklärt er das investigative Vorgehen. Gefunden hat er sie. Das erste Exemplar
seiner mittlerweile mannshohen Sammlung stammt von Peter von Zahn, einem Urgestein des Fernsehjournalismus. Heute, vierzig Jahre und etwa 3.000 Autogramme später, gleicht sein Wohnzimmer einer Kulisse. Eingerichtet mit hübschen Anekdoten der Popkultur. Eine Reise durch seine Sammlung birgt einige Überraschungen: Neben dem Dalai Lama und Mutter Teresa findet sich ein „Sommermärchen“ Album, gespickt mit Unterschriften der 2006er-Nationalmannschaft. „Und Angela Merkel. Ich habe damals Fotos ausgedruckt, auf denen sie, sagen wir mal, nicht wirklich vorteilhaft getroffen wurde. Unterschrieben hat sie trotzdem, eine gewisse Prise Humor kann man unserer ehemaligen Kanzlerin nicht absprechen“, verrät er in Erinnerungen kramend. Und tatsächlich: Das Merkelsche Antlitz knattert dem Betrachter entgegen, als hätte man es frisch aus Twitter seziert. Lustig. Ehrfürchtig dagegen die signierte Galerie der ersten amerikanischen Mondbesatzung. Unschuldig das beschriftete Gesicht einer jungen Heidi Klum. Kultig alles vom RTL Moderatorenteam (Frauke Ludowig!) und Rockstars (Ozzy Osbourne!) über Hollywood-Stars (Russell Crowe!) bis hin zu Persönlichkeiten, deren Schaffen nicht immer gut gealtert ist (Til Schweiger). Kaum ein Star – ob gefallen oder nicht – fehlt in Helmuts Hall of Fame. Wer nicht in seinem Adressbuch steht, hat den Olymp des Erfolgs noch nicht erreicht.

 

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