Vom Geheimtipp zum echten Renner: Die Personenfähren Baldur, Lupia und Maifisch funktionieren mit reiner Muskelkraft. Fahrgäste können sie kostenlos nutzen und eigenständig über die Lippe setzen.
Frisch lackiert und mit neuer Ausschilderung an Bord ist die Personenfähre Baldur in Dorsten in die Saison 2022 gestartet. Der Lippeverband hatte die Winterpause genutzt, um die kleine Fähre zu warten und die Sicherheitsbeschilderung komplett zu überarbeiten. Seit 2005 verbindet die Fähre die Dorstener Stadtteile Holsterhausen und Hardt. Bis zu acht Personen können gleichzeitig die Lippe überqueren, sofern nicht noch Räder mittransportiert werden.
Langsam kurbeln
Das Prinzip ist einfach, aber genial: Die Fahrgäste drehen eine Handkurbel, wodurch einer Metallkette die Fähre an das gegenüberliegende Ufer zieht. Das klappt ganz ohne Treibstoff, nur mit Handarbeit. Es fasziniert vor allem Kinder, die vergnügt mitkurbeln. Der Name der kleinen Personenfähre erinnert an die Bergbautradition Dorstens: Die Kurbelfähre erhielt ihren Namen von der Schachtanlage Baldur, die im Süden von Dorsten in den 1920er-Jahren Kohle förderte. Damals querte ein kleines hölzernes Fährboot die Lippe, um die Bergleute zur Schicht zu bringen. Die Kurbelfähre wurde noch in der Lehrwerkstatt der Schachtanlage Auguste Victoria gebaut.
Römer-Lippe-Route
Die Lippe ist mit 220 Kilometern der längste Fluss Nordrhein-Westfalens und hat einen eigenen flussbegleitenden Fernradweg: die Römer-Lippe-Route. Auf mehr als 479 Kilometern können Radlerinnen und Radler zwischen Detmold und Xanten die Natur erfahren und auf den Spuren der Römer wandern. Der Weg bietet sowohl Geschichte als auch Natur zum Anfassen. In unserer Region streift der Radweg malerische Landschaften wie das Naturschutzgebiet der Westruper Heide nahe dem Haltener Stausee. Oder in Olfen, wo sich ein kurzer Abstecher von der Lippe in die idyllischen Steverauen lohnt. In Dorsten haben Radfahrende die Chance, mitten in der Natur Störchen, Wasserbüffeln und Heckrindern am Hervester Bruch zu begegnen.
Flotte erweitert
Die Personenfähre Baldur ist in den beliebten Fernradweg eingebunden. Sie war die erste Fähre, die der Lippeverband 2005 in Betrieb genommen hat. Inzwischen sind noch zwei weitere Personenfähren entlang der Römer-Lippe-Route hinzugekommen: Seit 2013 bringt die Lupia Fahrgäste trockenen Fußes am Schloss Oberwerries in Hamm auf die andere Lippe-Seite. Lupia ist der römische Name für die Lippe. 2015 erweiterte der Lippeverband die Flotte um die Personenfähre Maifisch in Haltern-Flaesheim. Die Maifisch ist nach dem ehemals im Rheinland weitverbreiteten gleichnamigen Speisefisch benannt.
Wie die Römer
Wie einst bei den Römern setzt man heute auch in Haltern-Flaesheim auf die reine Muskelkraft, um überzusetzen. Einen Fährmann gibt es nicht. Bei allen Kurbelfähren ist darauf zu achten, dass die Kurbel langsam und gleichmäßig bedient wird. Weitere Anweisungen und Tipps zur Überfahrt finden sich auf Hinweisschildern auf der Fähre. Alle Lippe-Fähren können in der Regel täglich von 7 bis 20 Uhr kostenlos genutzt werden. Abends werden die Fähren an die Kette gelegt und bei Hochwasser aus dem Wasser geholt. Bis Ende Oktober stehen die Schwimmkörper allen Erholungsuchenden zur Verfügung.
