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Inklusion statt Isolation
Foto: Arne Pöhnert

Inklusion statt Isolation

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Im Februar wurde der Dorstener Bürgerbahnhof feierlich eröffnet. Das Projekt Dorstener Arbeit macht ihn nicht nur zum gastronomischen Hotspot der Stadt, sondern auch zum Aushängeschild für Inklusion.

Ein sonores Brummen, ein gleichmäßiges Surren und eifrige Schritte. Schließt man die Augen, wähnt man sich in einem Bienenstock. Über allem schwebt der Duft von gebackenem Brot, gerösteten Kaffeebohnen und einer Nuance Rouladen. Im peripheren Blickfeld taucht immer wieder ein pinker Punkt auf, verschwindet, wandert. Hinter der futuristischen Kaffeemaschine taucht schließlich das grinsende Gesicht dazu auf: „Was darf‘s sein?“, fragt Bianca. Den Bürgerbahnhof-Kaffee, der eigens in der Kaffeerösterei aus Heiden hergestellt wird, gern mit Hafermilch, dazu ein Hohe Mark Eis – zum Mitnehmen, der Zug kommt ja gleich. Die Küche des neu eröffneten Bürgerbahnhofs setzt auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Bellendorf, Imping und Bauer Graaf sind die Lieferanten von Speis und Trank, die liebevoll von Restaurantleiter Thorsten Benninghoff und seinem Team in Mahlzeiten verwandelt werden.

Impulse setzen

Servicekraft Bianca hat lange im Einzelhandel gearbeitet. Dann wurde sie krank. Die Therapie kostete Zeit, Nerven – und schließlich den Job. Sie kann nicht so lange stehen, muss öfter kurze Pausen einlegen, als es das klassische Arbeitszeitmodell vorsieht. Die Arbeitslosigkeit hing wie ein Stigma an ihr. Jedes weitere Jahr bedeutete eine Schicht mehr Isolation von der Gesellschaft. „Zum Glück gibt es hier andere Zeitmodelle und Verständnis für individuelle Bedürfnisse“, freut sie sich, endlich einen Safe Space gefunden zu haben. Insgesamt arbeiten neben Thorsten Benninghoff und zwei festangestellten Köchen ca. 14 Menschen aus den Diakonischen Werkstätten und einer Qualifizierungsmaßnahme, initiiert von der Dorstener Arbeit. Bünni zum Beispiel: „Die Leute kenne ich zum Teil aus den Werkstätten. Aber ich bin froh, dass ich hier in einem so vielfältigen Team arbeiten kann. Wir schätzen und helfen uns gegenseitig und lernen voneinander. Vor allem aber von ihm“, zwinkert er dem diensthabenden Koch Steffen Röh zu, der zwischen den Arbeitsplätzen zu beamen scheint. Hier und da werden Wickeltechniken optimiert oder fertige Gerichte in den Schockfroster befördert. „Hier arbeiten Menschen, keine Küchenmaschinen. Es geht um das Miteinander, nicht um Schnelligkeit oder Perfektion. Deshalb produzieren wir viel vor. Der Bürgerbahnhof ist ein Ort, an dem die Worte „Integration“ und „Inklusion“ nicht verwechselt werden. Vor und hinter der Theke ist jeder willkommen. Vor allem aber die Küche, ein Flaggschiff aus Edelstahl, lebt den Grundgedanken des inklusiven und barrierefreien Miteinanders. Ein Arbeitsmodell, bei dem sich Bianca, Bünni & Co. nicht an verstaubte Strukturen anpassen müssen. Vielmehr werden neue Strukturen geschaffen, die es jedem Teammitglied individuell ermöglichen, den Arbeitsalltag zu meistern.

Info
Dorstener Arbeit

Herr Jürgen Erhardt
Wienbachstraße 21
46286 Dorsten

Juergen.Erhardt@Dorstener-Arbeit.de
02369 7419 - 0
https://dorstener-arbeit.de/

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