Laszlo Taube ist Dorstens erster Dorfmanager. Zwischen der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung will er eine belastbare und vertrauensvolle Brücke schlagen.
Was ist eigentlich ein Dorfmanager?
In Dorsten gibt es Stadtentwicklungsprojekte. „Wir machen Mitte“ beispielsweise – hier wurde zuletzt der Bürgerbahnhof feierlich eröffnet. Das waren Projekte für die eher städtisch geprägten Quartiere. Seit bald 50 Jahren gehören auch Stadtteile zu Dorsten, die mit ihrem dörflichen Charakter das Gesamtbild vervollständigen Mein Fokus liegt auf den nördlich gelegenen Stadtteilen Rhade und Lembeck. Als Dorfmanager möchte ich die Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, gleichwertige Lebensverhältnisse und nachhaltige Entwicklungen in ihren ländlichen Räumen zu erreichen. Daher machen wir dort keine Stadtteil-, sondern gezielt Dorfentwicklung.
Wie sieht ein Arbeitstag aus?
Ich habe feste Sprechstunden in Lembeck und Rhade. Die Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern ergibt tägliche Überraschungen: Sie schreiben, rufen an oder besuchen mich. Die Anliegen reichen von kleinen Wünschen bis zu detaillierten Ideen. Ich schaue dann: Wie kann ich helfen? Wo findet man Kooperationen? Welche Ämter müssen beteiligt werden? Verwaltung und Bürgerschaft sind zwei verschiedene
Lebenswelten mit entsprechenden Sprachen und ich bin dann auch mal Dolmetscher. Kommunizieren Sie auch zwischen den Dörfern? Natürlich. Es gibt einen liebevollen Dorfpatriotismus. Man engagiert sich jedoch oft in ähnlichen oder gleichen Themenfeldern. Nächstes Jahr feiern wir das 50-jährige Bestehen der Stadt Dorsten in ihrer heutigen Form. Jeder Stadtteil kann ein Projekt umsetzen, wodurch man Dorsten auf eine Entdeckungstour erleben kann. Rhade und Lembeck überlegen, ein gemeinsames Vereinsfest zu organisieren. Derzeit sind wir in der Sondierungsphase und prüfen viele Ideen gemeinsam.
Wie wurden Sie aufgenommen?
Bei der Ausarbeitung der Dorfentwicklungskonzepte 2021 wünschte die Bürgerschaft ausdrücklich eine Ansprechperson, weshalb ich herzlich empfangen wurde. Viele Dorfbewohner leben seit Generationen hier und kennen ihr Dorf bestens, sodass ich das Dorfleben nicht erklären muss. Ich beginne an der Basis und halte nichts für „zu unwichtig“. Durch aktives Zuhören, Besuche vor Ort und persönliche Beratung erhalte ich ein Gefühl dafür, was den Menschen wirklich wichtig ist. Oft sind es kleine Dinge, die große Fortschritte ermöglichen und Vertrauen sowie Geduld aufbauen, wenn es länger dauert.
Was sind typische Anliegen?
Es geht darum, das Dorf für alle Generationen lebenswert zu halten. Treffpunkte sind dabei besonders wichtig. In Rhade entsteht am „Rallye- Wald“ ein Dorfpark. Durch gute Ideen aus Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbeteiligungen wird er gestaltet. Geplant sind Angebote für alle Altersgruppen: Spielplatz, Grill- und Boulemöglichkeiten, Begegnungsterrasse und Platz für Kulturveranstaltungen. Kleinere Projekte umfassen z.B. Anfragen von Kitas oder Künstlern, die in Graffiti-Workshops Stromkästen oder Brücken gestalten Welche Herausforderungen gibt es? Sagen wir mal so: Wir finden Lösungen, aber es lassen sich nicht immer alle Wünsche erfüllen. Die Menschen leben und lieben ihren Stadtteil. Sie haben die Möglichkeit etwas zu bewegen. Dabei gibt es viele gute Anregungen und Ideen, genauso wie Hinweise auf Probleme und auch Unzufriedenheit. Zwischen all diesen Themen zu vermitteln und zu kommunizieren kann herausfordernd sein. Aber die Ergebnisse aus der gemeinsamen Arbeit mit der Bürgerschaft und der Verwaltung jetzt und in Zukunft sehen zu dürfen, ist jede Herausforderung wert.