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Dorsten denkt weiter
Foto: Archiv

Dorsten denkt weiter

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Stefan Prott

Bürgermeister Tobias Stockhoff über gesellschaftlichen Zusammenhalt, Stadtentwicklung mit Weitblick und Dorstens wirtschaftliche Widerstandskraft.

Seit über einem Jahrzehnt steht Tobias Stockhoff an der Spitze der Stadt Dorsten. Als einer der jüngsten Bürgermeister Nordrhein-Westfalens trat er 2014 sein Amt an und hat mit klaren Überzeugungen und konkreten Projekten sichtbare Spuren hinterlassen. Die Kommunalwahlen werfen bereits ihre Schatten voraus. Doch unabhängig davon, wie es weiter geht: Stockhoff hat Dorsten in den vergangenen elf Jahren entscheidend mitgestaltet – mit Haltung, Ergebnissen und einem Blick über den Tellerrand.

Zukunft aus Verantwortung

Herr Stockhoff, was ist Ihnen beim gesellschaftlichen Miteinander besonders wichtig?

Ich wünsche mir, dass Dorsten eine Stadt bleibt, in der sich Menschen als Teil einer Gemeinschaft begreifen – trotz aller Unterschiede. Das gelingt nicht über Verordnungen, sondern über echte Begegnungen. Deshalb setzen wir auf Austausch und Beteiligung – in Stadtteilkonferenzen etwa, wo unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. So erfahren die Menschen, dass auch gute Ideen Nachteile mit sich bringen können. Das schafft Verständnis für die Bedürfnisse der Mitbürger und Kompromissbereitschaft.

Wo zeigen sich gesellschaftliche Spannungen besonders?

In vielen Gesprächen geht es um Alltagsprobleme: Vermüllung oder fehlende Rücksichtnahme im Verkehr. Dabei fällt auf, dass die Empfindlichkeit gegenüber dem Verhalten anderer zugenommen hat. Gemeinsinn ist kein Selbstläufer mehr – dem müssen wir aktiv begegnen.

Klarer Kurs, neue Räume

Welche Entwicklung hat Dorsten in Ihrer Amtszeit am stärksten geprägt?

Die Stadtentwicklung – und zwar im umfassenden Sinn. Wir haben Räume modernisiert, Quartiere beispielsweise den Bürgerpark Maria Lindenhof aufgewertet, neue Perspektiven geschaffen – gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Denn nachhaltige Entwicklung funktioniert nur im Miteinander.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie – auch in der Finanzpolitik?

Nachhaltigkeit heißt für mich, Ökonomie, Ökologie und Soziales zusammendenken.
Viele sehen immer nur eine Dimension. Das erfordert Abwägung. Ein Beispiel: Ich werde oft gefragt, ob die Stadt Privatleuten kleine Zuschüsse für Solaranlagen zahlt. Ich bin dafür, lieber in städtische Gebäude zu investieren. Das ist gerechter, weil die Einsparung von Energie dann allen zugute kommt.

Wo sehen Sie Zielkonflikte?

Klimaschutz etwa muss sozial verträglich bleiben. Natürlich bedeutet ein neues Industriegebiet an der Autobahn Versiegelung – aber wenn dadurch Lkw nicht mehr durch Wohngebiete rollen, profitieren Mensch und Umwelt trotzdem. Nachhaltigkeit heißt: abwägen, nicht blockieren. Trotz knapper Kassen investiert Dorsten in Bildung.

Wie gelingt das?

Wir bringen jährlich zwei bis drei neue Kitas auf den Weg und sanieren aktuell mehrere Schulen – weil Bildung keine freiwillige Leistung ist, sondern Grundpfeiler unserer Stadtentwicklung. Das ist finanziell herausfordernd, aber unverzichtbar.

Stabil, sozial, solidarisch

Wie steht es um die wirtschaftliche Stabilität in Dorsten?

Unsere Stadt ist heute wirtschaftlich breiter aufgestellt als je zuvor. Es gibt 21.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, mehr als zu Bergbauzeiten. Auch die
Arbeitslosenquote ist stabil, und die Gewerbesteuereinnahmen entwickeln sich trotz der schwierigen Zeiten weiterhin positiv.

Welche Faktoren machen die lokale Wirtschaft in Dorsten besonders stabil?

Früher waren wir stark von einigen großen Unternehmen abhängig – hatte eines Schnupfen, war die ganze Stadt krank. Heute verteilt sich die Wirtschaft auf viele mittlere und kleine Betriebe. Besonders das Handwerk hat sich sehr positiv entwickelt. Unsere Handwerksbetriebe, zum Beispiel im Elektriker- oder Baugewerbe, haben inzwischen oft eine Größe erreicht, die weit über das klassische kleine Handwerksunternehmen hinausgeht. Diese Diversifizierung sorgt für mehr Stabilität und weniger Anfälligkeit gegenüber Konjunkturschwankungen.

Verflechten statt verschmelzen

Dorsten kooperiert mit vielen Nachbarn – warum ist das so wichtig?

Weil Lebensrealitäten nicht an Stadtgrenzen enden. Ob mit Haltern am See, Reken, Schermbeck oder Bottrop – wir arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen, sei es bei der Feuerwehr, in Fachämtern oder sozialen Aufgaben. Stadtgrenzen dürfen nicht zur Barriere werden.

Braucht der Kreis Recklinghausen ein Zentrum?

Ganz klar: Nein! Dorsten ist ländlich geprägt, Recklinghausen urban, und Marl wiederum ist durch den Chemiepark ein wirtschaftliches Schwergewicht. Viele Dorstener arbeiten dort – und wohnen bewusst hier, weil sie die Lebensqualität schätzen. Genau solche Verflechtungen zeigen: Der Kreis funktioniert durch Vielfalt, nicht durch Einheitsbrei!

 

Info
Stadt Dorsten

Halterner Straße 5
46284 Dorsten

02362 66 0
www.dorsten.de

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