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Wo Heimat wächst
Nicht üblich, aber auch nicht notwendig: Christa Hortmann (l.) ist landwirtschaftlich aktiv. Foto: Arne Pöhnert

Wo Heimat wächst

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Karoline Jankowski

Dorsten verbindet rurale Idylle mit einer reichen Landwirtschaftstradition. Früher stifteten Hofnamen Identität, heute prägt ein vielfältiger Wandel die Gemeinschaft. Die Zahl der Vollerwerbslandwirte ist gesunken, dafür bereichern immer mehr Menschen mit urbanem Hintergrund das Miteinander.

Was bleibt, ist der starke Zusammenhalt. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Westfälisch-Lippische LandFrauenverband e.V., der in Dorsten aktiv ist. Seine Ortsverbände fördern Gemeinschaft, Umwelt und ländlichen Raum – mit Themen wie Bildung, Nachhaltigkeit und Frauenrechten.

„Unser Ausland“

„Bei uns im Ortsverband Lembeck, Wulfen und Deuten fühlt sich jede willkommen, egal ob mit oder ohne landwirtschaftlichen Hintergrund“, betont Christa Hortmann, die zusammen mit ihrem Mann einen Hof mit Bullenmast und Kälberaufzucht betreibt. Gemeinsam mit Andrea Overhoff und sechs weiteren Vorstandsmitgliedern organisiert sie eine bunte Palette an Veranstaltungen – vom Neujahrsfrühstück über regelmäßige Kochabende bis hin zu Weiterbildungen in Rhetorik und Kriminalprävention.

Besonders am Herzen liegt auch ihnen die „Tour de Buur Kids“. „Es ist so schön zu sehen, wie die Kleinen aufblühen, wenn sie lernen, wo ihr Essen eigentlich herkommt“, erklärt Andrea Overhoff. Für sie ist Lembeck das Herzstück ihrer Heimat – oder, wie sie es liebevoll nennt, „unser Ausland“, weil es so weit vom Schuss liegt.

Der Ortsverband versteht sich als eigenständige Einheit, doch der Austausch wird gepflegt. Auch mit Rhade gibt es eine rege Zusammenarbeit – und natürlich eine gute Prise augenzwinkernder Rivalität. Doch hinter all den charmanten Neckereien steckt viel Teamarbeit. So wird für das 50-jährige Jubiläum der Eingemeindung zu Dorsten eine große Veranstaltung geplant, bei der Rhade und Lembeck-Wulfen-Deuten ihre Kräfte bündeln. „Alle Landfrauen haben Herz, Verstand und ein Faible für schöne Feste“, so Overhoff.

Planwagen und Prävention

Der Ortsverband Dorsten Hervest/Altendorf-Ulfkotte zählt rund 95 Mitglieder und wird vom achtköpfigen Vorstandsteam und Dackel Rudi geleitet. Im Gegensatz zu den ländlich geprägten Ortsverbänden sind sie urban angebunden und können Veranstaltungen direkt in der Stadt durchführen – z.B. stand eine Nachtwächterführung in der Altstadt an. Gerade in Altendorf-Ulfkotte arbeiten die Landfrauen eng mit den landwirtschaftlichen Ortsverbänden zusammen. „Wir veranstalten gemeinsame Planwagenfahrten oder feiern zusammen das Erntedankfest“, berichtet Andrea Kuhlmann.

Beim Ortsverband Hervest/Altendorf-Ulfkotte
geht es urbaner zu. Foto: privat

Auch Weiterbildungen stehen dieses Jahr auf dem Programm: ein Erste-Hilfe-Kurs für Kinder und eine Informationsveranstaltung zur Betrugsprävention für Senioren, geleitet von einem Polizeikommissar. Zukünftig möchte der Ortsverband verstärkt jüngere Mitglieder ansprechen. Dazu hat sich auf Kreisebene bereits eine Gruppe junger Landfrauen zusammengefunden, um neue Veranstaltungsformate zu entwickeln.

 

Münsterland-Seele mit Ruhrpottcharme

In Rhade treffen sich Generationen, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und trotzdem eine gemeinsame Sprache sprechen. „Unsere jüngste Landfrau ist 26, die älteste über 80 – und dazwischen gibt es viel Austausch und Lachen“, sagt Katrin Krampe, die zusammen mit ihrer Familie einen Milchhof bewirtschaftet. Neben ihr im Vorstandsteam ist auch Beate Bahde aktiv, während Reinhilde Grewing die Mitgliederkommunikation übernimmt.

Ein Dorf, wie im Auenland: Der Ortsverband Rhade inmitten der charakteristischen Feuchtwiesen. Foto: privat

Insgesamt besteht das Vorstandsteam, das in allen Belangen gleichwertig zusammenarbeitet, aus acht Landfrauen. Für sie alle gilt: Heimat bedeutet Zusammenhalt und Engagement. Von Bastelabenden über Umweltaktionen bis hin zur „Tour de Buur“, bei der landwirtschaftliche Betriebe ihre Tore öffnen, ist das Programm abwechslungsreich und bewusst regional. „Uns ist wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort bleibt und, dass Natur und Umwelt bewusst erfahren werden“, ergänzt Beate Bahde. Deshalb gibt es bei den Veranstaltungen natürlich Mehrweggeschirr – Plastik kommt hier nicht auf den Tisch. Heimatgefühl spielt für die Rhader Landfrauen eine große Rolle. Dabei vereinen sie das Beste aus zwei Welten, wie Reinhilde Grewing mit einem Augenzwinkern erklärt: „Geografisch sind wir so gut wie im Münsterland, und wir lieben die Natur und Ruhe hier. Gleichzeitig schätzen wir den industriellen Charme und die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets."

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