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Soundtrack einer Region
Foto: Marco Stepniak

Soundtrack einer Region

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Laura Tirier

Ein Gespräch mit Hans von der Forst über 25 Jahre RockOrchester Ruhrgebeat, die Bedeutung von Musik als verbindendes Element und den Spirit der Region.

Hans von der Forst erinnert sich noch gut an diesen Moment 1997, als er vor der neu gebauten Seebühne in Gelsenkirchen stand und ihm ein Gedanke kam: „Hier müsste man Rockmusik spielen. Dicke, fette, bombastische Rockmusik.“ Hans von der Forst, aufgewachsen in Gelsenkirchen und seit über 40 Jahren Wahl-Dorstener, ist eine lebende Musiklegende. In den 60ern spielte er Schlagzeug bei den „German Blue Flames“, arbeitete danach als Lehrer, Produzent und Manager. Aus seiner Revival-Bewegung „Die Wilden Sechziger“ entstand 1998 die Ruhrgebeat Bigband, die er ein Jahr später ins RockOrchester Ruhrgebeat umwandelte. Die 32-köpfige Band aus acht Nationen bringt Rockklassiker in eigener Interpretation auf die Bühne und hat sich zur musikalischen Visitenkarte des Ruhrgebiets gemausert.

Bombastische Rockmusik

Wer das ROR erlebt hat, weiß: Hier wird Rockmusik zum Erlebnis. Die Band reißt das Publikum mit, niemand kann da stillsitzen. „Wir haben mal in einer Halle gespielt, vollbestuhlt“, erzählt von der Forst grinsend. „Hinterher hieß es: Reißt die Stühle raus, wir wollen den Arsch bewegen!“ Der Durchbruch kam für ihn mit dem Auftritt beim 60. Geburtstag von Ralf Siegel in München, eins seiner Highlights war das Konzert mit Pop-Legende Barry Ryan auf der Krefelder Trabrennbahn. Ryan selbst schwärmte: „Hans, so ein Orchester habe ich noch nicht erlebt.“ Immer wieder kommen Musiker aus anderen Ländern, um hier mitzuspielen. Weil hier die Seele der Musik zähle, nicht die perfekten Töne. „Wir sind eben echte Rockmusiker, echte Drecksäue“, sagt von der Forst zwinkernd. Auf die Frage, ob ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen sei, zuckt er nur mit den Schultern: „Arrogant war ich schon immer.“ 

Ein Orchester wie die Heimat

Seit 41 Jahren lebt von der Forst nun schon in Dorsten und sieht sich als echten Ruhrgebeatler. Die Region, dieser „Schmelztiegel“ spiegle sich auch auf der Bühne wider. „Wir kommen von überall her, aber auf der Bühne sind wir eine Familie.“ Eine Familie, die durch Höhen und Tiefen geht, die manchmal vor 5.000 Menschen spielt, manchmal vor halbleeren Sälen. So sei eben die Musik. Das Orchester unterstützt sich, teilweise fährt man gemeinsam in den Urlaub. Zwei Sänger, Muri und Maurice, sind Teilnehmer der aktuellen Staffel Voice of Germany. „Die bleiben uns aber alle erhalten“, meint von der Forst zuversichtlich. Ein schwerer Schlag war 2022 der Tod von Moderator Kiki. „Er hat die Truppe zusammengehalten, war unsere Seele“, erzählt von der Forst mit leiser Stimme. „Das ist manchmal heute noch schwer.“ Aber gemeinsam meistert das Orchester alles.

Mit alter Musik in eine neue Zukunft

Nach 25 Jahren blickt von der Forst voller Liebe auf sein Orchester – und mit leichtem Abschiedsschmerz. „Ich bin über 80, ich muss das langsam abgeben", sagt er. Trotzdem organisiert er noch voller Energie die kommenden Auftritte: Am 21. März spielt das ROR im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus, geplant sind auch Themenabende, zum Beispiel mit den Hits von Queen oder Tina Turner.

Mit seinem Engagement hat von Forst das RockOrchester Ruhrgebeat zu einer Institution gemacht, die Rockmusik, Heimat und Emotionen vereint. Das Orchester bleibt eine musikalische Familie, die die Seele des Ruhrgebiets auf die Bühne bringt – hoffentlich auch in den nächsten 25 Jahren.

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