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Hilfe für den Neuanfang

Hilfe für den Neuanfang

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Endlich wieder schuldenfrei – die Schuldner und Insolvenzberatung der Diakonie klärt auf, hilft und berät.

Das Konto von Marko S.* ist wegen Kreditrückzahlungen mit 4.500 Euro überzogen. Die 2.600 Euro, die der zweifache Familienvater monatlich verdient, reichen hinten und vorne nicht. Daueraufträge können nicht länger abgebucht werden. Darunter die Wohnungsmiete und die Kosten der Monatskarte für die tägliche Fahrt zur Arbeit. Das Arbeitsverhältnis des 41-Jährigen ist gefährdet. Kommt er nicht in die Firma, droht die Kündigung. Verzweifelt und vollkommen mittellos erscheint die Familie in der Schuldnerberatung der Diakonie. „Die Situation lässt sich entschärfen“, beruhigt Christian Overmann. „Pfändbar sind gemäß Pfändungstabelle bei diesem Einkommen lediglich 64,43 Euro monatlich“, klärt der Mitarbeiter der Beratungsstelle auf. Er wird dabei helfen, mit den Gläubigern andere Regelungen über das Rückführen der Verbindlichkeiten zu treffen. „Schulden werden oft fälschlicherweise als Folge von persönlichem Fehlverhalten empfunden“, weiß der Schuldnerberater.

Dabei kann es jeden treffen – angesichts von derzeit 10,4 Prozent Inflation mit steigender Tendenz schneller denn je. Hauptauslöser seien überwiegend Ereignisse, die außerhalb der Kontrolle der Betroffenen liegen: „Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung, oder Erkrankung, Aufgabe einer selbstständigen Tätigkeit sowie Arbeiten im Niedriglohnsektor“, nennt Christian Overmann die klassischen Ursachen. Eine der Hauptaufgaben der Beratung: Ängste nehmen. „Bei der Schuldeneintreibung wird nicht selten eine Drohkulisse aufgebaut“, so der Sozialarbeiter. Viele Schuldner hätten die – unberechtigte – Angst, ins Gefängnis zu kommen und ließen sich dazu verleiten, Schulden aus dem Unpfändbaren zu zahlen. Damit gefährden sie die Versorgungslage ihrer Familien erheblich – verbunden mit Kindeswohlbeeinträchtigungen, Arbeitsplatzgefährdungen, Stromsperren, Bedrohungen von Mietverhältnissen.

Vertrauliche Gespräche

Die Mitarbeitenden der Schuldnerberatung tun alles, um den Teufelskreis zu durchbrechen.Die Beratung ist für alle Ratsuchenden kostenlos und erfolgt ohne Wartezeiten. Alle Gespräche sind vertraulich und unterliegen dem Datenschutz. Das fachlich qualifizierte Beraterteam aus Sozialarbeitern, Sozialpädagogen und Juristen analysiert mit den
Betroffenen die momentane Lebens- und Verschuldungssituation und sucht nach Wegen aus der Krise. Gemeinsam mit den Betroffenen werden konkrete Schritte zur Verringerung der Schulden entwickelt. Wie beispielsweise bei Susanne H.* Bei der 69-Jährigen ist eine einst 72 Euro betragende Hauptforderung durch Vollstreckungskosten, Zinsen und Gebühren auf knapp 1.000 Euro angewachsen.

Die angekündigte Beitreibung bedroht den Umzug der gehbehinderten Rentnerin in eine altengerechte Wohnung. Ihre mühsam angesparte Kaution droht weggepfändet zu werden. „Der horrende Betrag konnte von uns herunter verhandelt werden“, freut sich Christian Overmann.Der wesentliche Moment in der Schuldnerberatung: „Herstellung und Wahrung des Existenzminimums.“ Teilweise wird Soforthilfe geleistet: So auch bei Maya K.* Die alleinerziehende Mutter musste den Einkaufswagen mit dem Wocheneinkauf im Supermarkt stehen lassen – eine Kontopfändung liegt vor, das Konto ist gesperrt.

Aufgelöst und ohne einen Cent Bargeld in der Tasche wendet sich die 32-Jährige direkt an die Schuldnerberatung. „In einem solchen Fall stellen wir eine Bescheinigung über ein Pfändungsschutzkonto aus“, sagt Christian Overmann, „es wird versucht, das Geld so schnell wie möglich wieder freizubekommen.“ Für ihn immer wieder ein schönes Erlebnis: „Menschen, die verängstigt und niedergeschlagen herkommen, erscheinen nach drei bis sechs Wochen bei einem weiteren Gespräch wie umgewandelt“, kann er oft beobachten. „Ganz oft hören wir den Satz: Ich kann nach vielen Monaten endlich wieder gut schlafen!“

* Namen von der Redaktion geändert

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen

Frau Katja Jacob
Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

02361 9301116
www.diakonie-kreis-re.de

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