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Die Liebe kam ganz unverhofft
Foto: Diakonie

Die Liebe kam ganz unverhofft

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Michael Polubinski

Dass sie das nochmal erleben, hätten Werner und Edith aus Dorsten nie gedacht: Im Altenzentrum Maria Lindenhof lernen die beiden Rentner sich kennen – und lieben.

Das Thema Liebe hatten Edith und Werner für ihr Leben schon abgehakt. Edith, 72 Jahre, ist seit 16 Jahren verwitwet und bewohnt seit vier Jahren im Altenzentrum Maria Lindenhof ein schmuckes Einzelzimmer. Sie engagiert sich im Bewohnerbeirat und bestickt leidenschaftlich Handtücher. Werner, 75 Jahre, seit zwei Jahren Wittwer, wohnt in einer eigenen Wohnung mit Balkon und Blick auf die Lippe und hatte ähnlich wie Edith in den letzten Jahren mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Wahrscheinlich wären sich die beiden nie begegnet, wenn sich Werner nicht im Winter 2021 in der Kurzzeitpflege des Altenzentrums von einer Hüft OP erholt hätte. Als geselliger Mensch nahm er gerne an den Angeboten im Haupthaus teil und natürlich war ihm die attraktive Edith schon aufgefallen. Auch Edith hatte den lustigen Gast der Kurzzeitpflege wahrgenommen, der stets alle amüsieren konnte mit seinem trockenen Ruhrpotthumor. Doch richtig miteinander gesprochen hatten sie aus Schüchternheit damals noch nicht miteinander. Dies änderte sich in einer magischen Silvesternacht 2021, die man mit einigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenzentrums feierte. Beim Sekt und launiger Musik nahm das zukünftige Liebespaar erstmals echten Kontakt zueinander auf. Werner war sofort von Ediths positiver Lebenslust angezogen. Sie fand vor allem Werners Humor attraktiv. Und so endete das Jahr mit viel Lachen und das neue Jahr begann mit einem ersten Kuss. Während für Werner die Sache sofort klar war und er sich sicher war, dass er seine Edith nicht mehr gehen lassen würde, brauchte Edith noch ein wenig Zeit, sich auf die neuen Gefühle einzulassen.

Schmetterlinge im Bauch

„Ich dachte, ich würde ihn sowieso nicht mehr sehen. Es war nur ein Silvester-Flirt“, erinnert sich Edith. Da kannte sie ihren Werner aber nicht sehr gut. Denn am nächsten Tag besuchte er sie direkt wieder – zum Glück. Von da an entwickelte sich ihre Romanze weiter. Die gegenseitige Zuneigung empfinden beide mit über 70 Jahren als genau so schön wie mit 17 und haben ordentlich Schmetterlinge im Bauch, wenn sie sich sehen. Dennoch fühlt sich die Liebe mit zunehmendem Alter anders an. Die beiden geben sich die nötige Freiheit und Leidenschaft, um die gemeinsame Zeit zu genießen. „In unserem Alter ist es wichtig, die Zeit, die man hat, mit möglichst vielen guten Momenten zu füllen. Gemeinsame Zeit wird immer wertvoller. Wir sind zu alt, um auf etwas zu warten“, finden beide.

Liebe gibt dem Leben Sinn

Wann immer es möglich ist, besucht Werner seine Edith im Altenzentrum. Am Wochenende nimmt er sie gerne mit in seine Wohnung, wo sie gemeinsam auf dem Balkon die schöne Aussicht genießen. Dann kocht er für sie. „Besonders gut kann er Suppen“, verrät Edith, aber auch alles andere schmeckt ihr. Liebe geht halt auch im Alter durch den Magen. Beide sind überzeugt, dass ihre Liebesbeziehung ihr Leben deutlich verbessert hat. „Seitdem ich Edith an mein Seite habe, hat mein Leben wieder Sinn und Struktur bekommen“, berichtet Werner und lässt ihre Augen strahlen. Dann fügt er mit einem verschmitzten Lachen hinzu: „Ich bin am glücklichsten, wenn ich aufwache und ihr in die Augen sehen kann.“ Die Liebe zueinander hat ihre Welt wieder größer werden lassen. Gemeinsam unternehmen sie Stadtbummel, Shoppingtouren oder gehen „zum Italiener“ Wenn Werner Fußball guckt, natürlich den FC Schalke, kümmert Edith sich um ihre Stickerei-Arbeiten. Aktuell schmieden schon erste gemeinsame Zukunftspläne. Für 2023 ist der erste gemeinsame Urlaub geplant. Auf die Nordsee als Urlaubsziel haben sich schon beide geeinigt. Jetzt schauen sie nach Orten, wo Edith auch mit ihrem Rollstuhl möglichst nah ans Meer kommen kann.

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